Den Kern des Schrifttums über Joseph Haydn bildet die Wiedergabe oder Inhaltsangabe der historischen Dokumente, die uns die Einzelheiten seines Lebens, seines Schaffens und seines historischen Umfeldes unmittelbar bezeugen. Die Zahl der Veröffentlichungen größerer Dokumentensammlungen oder neuer Einzeldokumente ist im Verhältnis zu der Zahl der sonstigen Bücher und Aufsätze über Haydn nicht sehr groß. Sie kann aber vermehrt werden. Einerseits werden von Zeit zu Zeit neue Dokumente gefunden. Andererseits sind manche Dokumente ihrer Existenz nach schon seit langem bekannt, aber noch nicht gesichtet oder publiziert, da sie Randerscheinungen zu betreffen scheinen oder in ihrer großen Zahl kaum zu überschauen sind oder in schwer zugänglichen Archiven aufbewahrt werden.

Zu diesen unveröffentlichten Dokumenten aus Haydns Lebenswelt gehört ein großer Teil der im vorliegenden Band beschriebenen Akten des Esterházyschen Hofes, nämlich der Acta musicalia und Acta theatralia, die ein Esterházyscher Archivar im 20. Jahrhundert aus den weit umfangreicheren Esterházyschen Aktenbeständen ausgewählt und unter diesen Namen zusammengestellt hat. Die beiden Eisenstädter Autoren des vorliegenden Bandes haben aufgrund ihrer eifrigen und gründlichen Forschungen in Budapest diese Acta musicalia und Acta theatralia gesichtet, erfasst, nach ihrem Ursprung bestimmt und in einem Verzeichnis chronologisch geordnet sowie mit knappen Inhaltsangaben versehen. Der Leser erhält auf diese Weise erstmals einen vollständige Überblick über diesen wichtigen und umfangreichen Aktenbestand. Es werden ihm dadurch tatsachengetreue Einblicke in den Alltag von Haydns Dasein als Hofkapellmeister gewährt. Er erfährt etwas über bestimmte Amtspflichten Haydns, über die Musiker seines Orchesters, über die Sänger, mit denen er Opern einstudierte und im Esterházyschen Opernhaus aufführte, über die Drucker von Operntextbüchern, über die Ämter und Beamten, mit denen er zu tun hatte, über die Lieferanten von Notenpapier oder Orchesterbedarf und über manches andere, nicht zuletzt über die jeweiligen Fürsten, von dem alle Personalentscheidungen abhingen und der sich die Bewilligung aller Geldausgaben vorbehielt.

Die den Kurzbeschreibungen beigegebenen Veröffentlichungshinweise wollen zu näherer Beschäftigung mit den Dokumenten anleiten. Die durch fehlenden Veröffentlichungshinweis gekennzeichneten Kurzbeschreibungen mögen den an der Haydn-Zeit und an der Musikgeschichte der vorhergehenden oder nachfolgenden Zeit interessierten Forschern Anstöße geben.

Informationen zur Reihe Eisenstädter Haydn-Berichte